SCHLOSS SAYN

Am Fuße des Sayner Burgberges erbauten die Herren von Reiffenberg, Ministerialen der Sayner Grafen, im 14. Jh. ein mittelalterliches Burghaus. 1753 fiel es durch Heirat an die Freiherren Boos von Waldeck, die es zu einem barocken Herrenhaus umbauten. Anfang des 19. Jahrhunderts wurde der Besitz durch Erwerb der unmittelbar benachbarten Güter und Weinberge des Reichsfreiherren vom und zum Stein vergrößert.

Schloss Sayn

Als Fürst Ludwig zu Sayn-Wittgenstein-Sayn mit seiner schönen russischen Gemahlin, Fürstin Leonilla, 1848 aus Russland wieder in die alte Heimat der Familie zurückkehrte, kaufte er das Anwesen mit den gesamten zugehörigen Liegenschaften von dem damaligen Koblenzer Landrat Graf Clemens Boos von Waldeck. Das barocke Herrenhaus, dessen Kern das spätmittelalterliche Burghaus bildete, ließ das Fürstenpaar zum standesgemäßen Schloss umgestalten und vergrößern.  Mit dem Umbau wurde der Architekt Girard (1806-1872), der spätere Generalintendant des Louvre, betraut. Girard wählte, dem Zeitgeist und den Wünschen seiner Auftraggeber entsprechend, den neugotischen Stil. Es gelang ihm, ein einheitliches und harmonisches Werk zu schaffen, das die hohen Erwartungen der Zeitgenossen übertraf.

Schloss Sayn Eine Besonderheit war die Ver­wen­dung von Architektur­elementen aus Eisen, in der benachbarten Sayner Hütte kunstvoll gegossen. 1851 meinte der Preussische König Friedrich Wilhelm IV., dass er „Gänzlich verwundert, geblendet und entzückt von dem Zauber von Sayn“ sei. Sein Bruder Wilhelm, später Kaiser des Deutschen Reiches, schrieb 1857 ebenso begeistert in das Gästebuch: „Wirklich, es ist ein rechtes Märchenschloss!“ Das Schloss wurde 1945, kurz vor Kriegsende, erheblich beschädigt und verfiel. Mit wieder erwachender Wertschätzung der Neugotik erklärte man Schloss Sayn zu einem Baudenkmal von nationaler Bedeutung.

Schloss Sayn

Von 1995 bis 2000 wurde ein vom Land Rheinland-Pfalz gefördertes Revitialisierungs- und Restaurationsprogramm durchgeführt. Jetzt erstrahlt Schloss Sayn in neuem Glanz. Zusammen mit dem Schlossberg und dem Park bildet die neugotische Residenz der Fürsten zu Sayn-Wittgenstein-Sayn den Mittelpunkt einer romantischen Ideallandschaft. Im Inneren wurde 2020 das Neue Museum eingerichtet, in dem der Besucher mit der Geschichte einer fürstlichen Familie vertraut gemacht wird, die über 1000 Jahre ihre Spuren in den verschiedensten Ländern Europas hinterlassen hat. Hier spielen zwei Fürstinnen eine besondere Rolle, die jeweils über mehr als 100 Jahre lebten und wirkten: die schöne russische Fürstin Leonilla (1816-1918) kehrte mit ihrer Familie zurück an den Stammsitz in Sayn, während Fürstin Marianne (geb.1919) dessen Zerstörung und Wiederaufbau miterlebte und in ihren Fotografien meisterhaft dokumentierte.

Eine Etage höher finden sich Säle, Salons und Kabinette, mit wertvollen Gemälden, Möbeln und Artefakten ausgestattet und besonders geeignet für Bankette und Feiern. Die Schlosskapelle mit ihren berühmten Moritz-von-Schwind-Fenstern wurde in neugotischer Schönheit restauriert. Sie wird heute gerne für Hochzeiten und Tauffeiern genutzt.